Tränen der Berge
Viele Jahre war er schon gestiegen,
auf tausend hohe Alpengipfel,
dort, wo die weißen Wolken fliegen,
weit über vereiste Felsenzipfel.
Seines Lebenswegs hohe Allee,
war ihm wie kein anderer Weg vertraut,
diese Welt aus Fels, Eis und Schnee,
Berge und Täler vom Himmel umblaut.
Als er seine große Liebe verlor
und still am Gletscherfelsen weinte,
stieg aus dem grauen Stein empor,
den die Sonne rot bescheinte,
ein gleißendes Licht, ein heller Schein,
fiel vor ihm ins sonnenverbrannte Gras,
ein kleiner hell strahlender Stein,
ein Bergkristall, so rein wie Glas.
Da hörte er den grauen Felsen sprechen:
"Nimm diesen Kristall, eine Träne der Berge,
so wird Dein Herz nicht länger brechen,
aus Deiner Trauer neue Hoffnung werde.
Wo immer im hohen Reich der Titanen
Glück, Ideale und Hoffnung sterben,
wo Trauergedanken reine Herzen mahnen,
ergießen sich Tränen von den Bergen.
Einst sah der große Schöpfer der Welten,
wie Eiger sich und Jungfrau liebten,
erbost begann er fürchterlich zu schelten,
wollte die Liebe der Berge verbieten,
setzte den mächtigen Mönch an ihre Seite
und seither blicken sie als Dreigestirn
vom Aletsch in grüne Berner Weite,
aus der Ferne schon winkt ihr Firn.
Eiger und Jungfrau jedoch nie entzweiten,
und verbanden sich in stillem Sehnen,
als ihre Herzen sich in Liebe vereinten,
gossen ihre Eisfelder erste Bergestränen.
Seither gibt es die Tränen der Berge,
die man dort findet, wo die Liebe leidet,
oder wo sie heimlich blüht auf der Erde,
wo Traurigkeit den Weg des Glücks begleitet.
Dort, wo weiße Gletscher stossen ins Tal,
wo graue Wälle sich erheben als Moränen,
aus millionen Felsen an der Zahl,
dort findet man der hohen Berge Tränen,
verborgen in unscheinbar grauen Steinen,
behütet als des Urgesteins Vermächtnis,
die funkelnden Sterne, die Berge weinen,
das einsame Herzleid der hohen Wildnis.
Jene, die das Gute im Herzen tragen,
können diese Felsentränen finden.
Denen jedoch, die sich im Hass vergraben,
werden sie aus dem Blick entschwinden.
Sie sind Tränen in Kristall gegossen,
Steinperlen, die Kummer heilen und Leid,
von mächtigen Eispanzern umflossen,
gestern, heute und in alle Ewigkeit."
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