In der Ägäis

Hingewürfelte Häuser, strahlend weiß,
man an den Hängen vor dem Meere find',
das blaue Meer, es wogt verhalten leis',
eine Melodie mit dem Meltemi- Wind.

Auf und ab im gut geschützten Hafen
kleine Fischerboote müde tanzen,
zwischen Jachten, Mauern und Straßen
blitzen Sonnenstrahlen wie glühende Lanzen.

Hafenidylle im rotgoldenen Licht,
langer Abend mit Bouzoukimusik,
wenn der Schatten in hellen Gassen bricht,
zwischen Tavernen und Mauern sehr antik.

Naxos, Du schönste der Kykladen,
lang gehegter, wahr gewordener Traum,
welch Freude in Deinen Buchten zu baden,
und zu sonnen an Deines Strandes Saum.

In einer kleinen Taverne in Piräias
weilen wir im Schatten zur Mittagsstund',
netzen unsere Kehlen mit kühlem Naß,
bestaunen die Schiffe im Hafen rund.

Zwischen Müßiggängern und Bettelknaben,
schon müde von der nachtlangen Reise,
froh, ein par Stunden Ruhe zu haben,
mit Retsinawein und griechischer Speise.

Ich fühle mich glücklich und zufrieden,
hier in der Hauptstadt der großen Poeten,
ich wusste schon, ich werde das Land lieben,
als ich es vor ein par Stunden betreten.

Vor uns im blau schimmernden Hafenbecken
ruhen mächtige Schiffe in Piräias Schoß,
des ägäischen Meeres stolze, weiße Recken,
manche von ihnen über zehn Etagen groß.

Sie laufen aus, zu den Inseln der Kykladen,
setzen Kurs auf die blaue, sonnige Ferne,
mit Menschen und Autos zum Rand beladen,
so liegen sie bereit, vor unserer Taverne.

Welcher dieser Dampfer wird uns wohl bringen,
über weiß schäuende, mediterrane Wogen,
zur Insel, wo Wind und Wellen friedlich singen,
in stillen, sonnigen Buchten, sanft gebogen.

"Romilda", ein rostiger Klotz, eine Schabracke,
die soll uns auf die heiß ersehnte Insel fliegen?
Das darf doch nicht wahr sein, ach Du Kacke!
Bei dem Schrott müssen vor Lachen wir uns biegen.

Rasch holen wir vom Bus unsere sieben Sachen,
damit uns "Romilda" nicht auch noch entfleucht,
und überlegen dabei, was wir eigentlich machen,
wenn der alte Kahn schon vor dem Ziel absäuft.

Auf dem Oberdeck finden wir ein Lager,
in der Mittagssonne, glühend und heiß,
Schatten ist hinter'm Schornstein mager,
und wir duschen in Dieselruß und Schweiß.

Romilda dampft aus dem stickigen Hafen,
wir sind glücklich, froh und guter Dinge,
haben zwar lange nicht mehr geschlafen,
aber immer noch Fröhlichkeit im Sinne.

Dein Lachen, das Liebe und Glück verheißt,
ein kleiner Platz auf grün lackiertem Deck,
eine weiße Möwe, die vor unsere Füße sch...,
Romilda bringt uns weit vom Alltag weg.

Ihr alter Diesel vibriert unter den Planken
und ich bin glücklich, hier bei Dir zu sein,
auf des Bananenfrachters leichtem Schwanken,
unter ungebrochenem, warmen Sonnenschein.

Athen bleibt hinter uns im Dunst zurück,
wird langsam kleiner, bis es ganz verschwindet,
ich schaue voraus, in unser künftiges Glück,
das uns endlich, so hoffe ich, ganz verbindet.

Kleine Inseln, eine schöner, als die andere,
ziehen an der weißen Schiffsreling vorbei,
wohin ich mit meinem Blick auch wandere,
nur mit Dir fühle ich mich wirklich frei.

Ganz allmählich versinkt der Sonnenball
im warmen, romantischen Abendglüh'n,
auf dem friedlichen Meer bleibt ein Strahl,
wie gemalt in rotgoldenen Harmonien.

Bis auch die letzten Sonnenlanzen gehen
und nur im Himmel ein Schein sich erhält,
als des vergangenen Tages stillen Sehnen,
das von den erlebten Gefühlen erzählt.

Auf der Fahrt durch die nächtliche See
sehen wir Schiffe an uns vorüber ziehen,
Lichterreigen mal in Luv, mal in Lee,
die wie Gespenster schnell entfliehen.

Dann erscheint am schwarzen Horizont
das Lichtermeer von Naxos mit Hafen,
darüber strahlt paradiesisch der Mond
niemand scheint auf der Insel zu schlafen.

Morgens begrüßt uns eine schillernde Welt,
eine Inselstadt voll leckerer, bunter Sachen,
ein helles Paradies, wie für uns zwei bestellt,
wir glauben in neuem Leben zu erwachen.

Dein frohes Lachen beim ersten Hafengang
überflügelt noch die Schönheit dieser Stadt,
alles erscheint uns wie ein einziger Gesang,
der mit seinem Refrain auf uns gewartet hat.

Neu geboren fühlen wir uns in diesem Licht,
das bis tief in unsere Herzen hinein scheint.
Diese Welt hattest Du so lange Zeit vermißt,
bist nun endlich wieder mit Naxos vereint.

Befreit genießen wir des Meeres wilde Gischt,
unter wolkenlosem, tiefblauen Himmelszelt,
das uns unsere herrlichste Zeit hier verspricht,
noch viel schöner, als wir es uns vorgestellt.

Überall finden sich Geschäfte und Stände,
von Tischen und Stangen Calamaris winken,
die man eigentlich ganz appetitlich fände,
würden sie nicht so vergammelt stinken.

Auch kuriose, hoch gewachsene Pflanzen
entdecken hier zuweilen unsere Augen,
mit dürrem Fuß, als würden sie tanzen,
in der Krone mit weit stehenden Trauben.

Laut hupend rollt der starke Verkehr
durch der Inselhauptstadt Straßen,
Betriebsamkeit überall um uns her,
und Mopeds, die um die Ecken rasen.

Hektisch, lärmend und sehr hell
können wir Naxos City erleben,
es scheint, als wolle jeder schnell
nach Erfolg und Reichtum streben.

Bald stehen wir am Maragas- Strand,
ein Bus hat uns hierher gebracht,
von Agia Anna quer über das Land,
über Stock und Stein ist er gekracht.

Das Tor zum Camping Maragas,
läd offen uns zum Bleiben ein,
wir können noch nicht ahnen, was
uns hier noch blüht, was wird sein.

Alles rundum ist hübsch gestaltet,
mit Palmen und Blumen geschmückt,
von einer Holländerin gut verwaltet,
auf Naxos in Griechenland - verrückt!

Wir entdecken unter losen Bambusstangen,
den Platz, wo unser Kuppelzelt stehen soll,
gleich erkennen wir mit heimlichem Bangen,
hier stauben wir von oben bis unten voll!

Wir siedeln unter spärlichem Schatten,
voller Mut bauen wir unser kleines Zelt
unter wahllos aufgeschichteten Latten,
in eine unbekannte, neue, kleine Welt.

Unsere Behausung steht endlich bereit,
geschützt vom Dach aus Bambusstäben.
Von den schweren Rucksäcken befreit,
wollen wir sogleich zum Strande streben.

Wie herrlich eröffnet sich uns
ein Paradies aus Meer und Sand,
jetzt erfüllt sich unser Wunsch,
den wir ersehnten, so gespannt.

Weißer Strand und grünblaues Meer,
ein leichter Wind, der von Norden zieht,
ins Wasser zu springen fällt nicht schwer,
wenn man bis zum Meergrund sieht.

Selten ist hier jedoch der Schatten,
wenn mittags die heiße Sonne brennt,
da beginnt ein jeder zu ermatten,
wenn er schutzlos im Sand einpennt.

Erfrischung nur das klare Wasser bringt,
ausgelassen stürzen wir in die Wellen,
ohne Bedenken, dass man ertrinkt,
flach geneigt sind hier die Badestellen.

Wir schweben im Meer, wie Glas so klar,
lassen uns von der sanften Dünung treiben,
wissen nicht mehr, wann es je schöner war,
genießen es jetzt, wie übermütige Heiden.

Nichts kann uns mehr Einhalt gebieten,
nur zum Spaß haben sind wir jetzt hier,
warme Sonne müssen wir nicht mieten,
die gibt's gratis, bis nachmittag um vier!

Die einsame Bucht, in die wir gerieten,
verführt uns leicht zum Unterwasser...,
keiner sah, wie wir uns heimlich liebten,
nicht bis um vier, nein, sogar bis sechs!

Was unter den blauen Wellen geschieht,
wird stets unser süßes Geheimnis bleiben,
und weil kein Mensch uns dabei sieht,
braucht es uns auch niemand neiden.

Danach sonnten sich vier Füße
nebeneinander im heißen Sand,
als der Leidenschaft frohe Grüße
waren sie aus dem Meer gerannt.

Sie bleiben vereint, bis die Sonnenglut
sich stark dem Horizont entgegenlenkt,
und im Abendgewand mit rotem Hut,
hinter Paros sich zur Ruhe senkt.

Im Paradiso unterm alten Olivenbaum
beenden wir diesen wunderschönen Tag,
es war schöner, als der schönste Traum,
als ich heute neben Dir im Wasser lag!

Bei Retsina denken wir daran zurück,
was diese Insel uns heute hat geschenkt,
einen großen Teil vom ersehnten Glück,
das im Herzen alle Grenzen sprengt.

 

 

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